Goldpreis hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 29.04.2024
Im Rahmen einer Pressekonferenz vor wenigen Tagen hat John Reade, Chefmarktstratege des World Gold Council für Europa und Asien, darauf hingewiesen, dass der Goldpreis seit Ende April 2019 in den USA um 100 Prozent gestiegen ist. Gleichzeitig verwies er darauf, dass die Preisentwicklung des Edelmetalls weitgehend unabhängig von der des US-Dollars verlaufen ist. Das ist bemerkenswert – schließlich ist die wichtigste Reservewährung und seit vielen Jahrzehnten weltweite Leitwährung einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf den Goldpreis.
Ein Blick auf die Entwicklung anderer Währungen bringt Klarheit
Die einfachste Methode, Reades These zu prüfen, ist ein Vergleich des Goldpreises in anderen Währungen über denselben Zeitraum: In der Eurozone hat er sich in den letzten fünf Jahren von 36 € pro Gramm auf 70 € erhöht – nahezu eine Verdopplung des Preises. Der britische Preis für Gold ist um 80 Prozent gestiegen, der kanadische ebenso. In China (Festland) hat sich der Goldpreis um 87 Prozent erhöht, in Hongkong um 78 Prozent. In Australien legte Gold um knapp 90 Prozent zu, in Japan sogar um 256 Prozent. Die Auswertung der regionalen Goldpreisentwicklungen legt auf jeden Fall nahe, dass der US-Dollar zumindest nicht der dominierende Einfluss war.
Pandemie, Inflation und geopolitische Krisenherde haben den Goldpreis in die Höhe getrieben
Wenn die letzten fünf Jahre eines über Gold aussagen, dann ist es die Tatsache, dass das Edelmetall seiner traditionellen Rolle als sicherer Hafen und Wertspeicher gerecht geworden ist. Die weltweite Coronavirus-Pandemie 2020 bis 2022, die hohen Teuerungsraten vieler Länder und aktuell vor allem die Kriegsherde in Europa und Nahost haben entscheidenden Einfluss auf die Wertentwicklung des Edelmetalls. Das zeigte sich auch in den kürzlichen Rücksetzern des Goldpreises, die der zwischenzeitlichen Entwarnung hinsichtlich eines drohenden Iran/Israel-Krieges zuzuschreiben sind. Marktexperten weisen auf eine mögliche Konsolidierungsphase bei Gold hin, die während einer Preisrallye, wie sie bei dem Edelmetall zu beobachten ist, eine durchaus übliche Entwicklung darstellt. Bis Jahresmitte könnte der Goldpreis nach Meinung von Chantelle Schieven, Head Researcher at Capitalight Research, bis auf 2.150 US$ je Unze nachgeben, bis Jahresende jedoch wieder steigen. Andere Analysten, wie z.B. die der Bank of America, gehen von einer Fortsetzung der Rallye aus und halten bis Jahresende ein Preisziel von 3.000 US$ je Unze für möglich.